Skulptur "Hängemattenbischof" fährt nach Rom zur Bischofssynode

Matthias Katsch, Sprecher Eckiger Tisch, vor dem Hängemattenbischof des Künstlers Jacques Tilly im Jahr 2022
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Der weit über die Grenzen von Deutschland bekannte "Hängemattenbischof" fährt ab dem heutigen Mittwoch über den Brennerpass nach Rom und wird voraussichtlich am Donnerstag Abend dort ankommen. Sollten die Verhandlungen mit den Behörden in Rom erfolgreich sein, werden der Eckige Tisch und andere Organisationen von Freitag bis Sonntag ganztägig mit dem schläfrigen Bischof in der Hängematte als Mahnwache an der Piazza Pia neben der Engelsburg in Sichtrichtung Petersdom stehen. Am Samstag wird es einen Demonstration am Tiber entlang zur Engelsburg geben, da an diesem Tag einige Bischöfe zum Kardinal befördert werden, welche in die Vertuschung von Missbrauchsfällen verwickelt sind.
Wir dokumentieren an dieser Stelle die Pressemitteilung von Eckiger Tisch und ECA - Ending Clergy Abuse:
 
Null Toleranz! Öffnet die Akten! - Entschädigung für die Opfer/Überlebenden!
 

Zusammen mit Ending Clergy Abuse (ECA), einer globalen Koalition von Opfern/Überlebenden, Aktivisten und Menschenrechtsanwälten, die Betroffene in 25 Ländern auf 5 Kontinenten vertritt, wird die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch im Vorfeld der Weltbischofssynode in Rom präsent sein. Im Mittelpunkt steht die gemeinsame Forderung an Papst Franziskus noch vor der Eröffnung des Bischofstreffen ein verbindliches und universelles Null-Toleranz-Mandat in der Kirche einzuführen. Ein solches Gesetz würde die wichtigsten Empfehlungen des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes (CRC) aus dem Jahr 2014 an den Heiligen Stuhl umsetzen - insbesondere eine Aktualisierung des Kirchenrechts, die das interne Recht der Kirche in Übereinstimmung mit der CRC-Konvention bringt, die sich auf die Rechte von Kindern bezieht, vor Diskriminierung, Gewalt und allen Formen sexueller Ausbeutung und sexuellen Missbrauchs geschützt zu werden.
 
Mehr als vier Jahre nach dem Treffen von ECA mit den Organisatoren des päpstlichen Gipfels zum Schutz von Minderjährigen 2019 und nach mehreren unzureichenden Überarbeitungen des Kirchenrechts gilt leider immer noch: Ein Kleriker, kirchliche/r Angestellte/r oder ehrenamtliche/r Mitarbeiter/in, von dem oder der seinen kirchlichen Vorgesetzten bekannt ist, dass er oder sie ein Kind oder einen schutzbedürftigen Erwachsenen sexuell missbraucht hat, kann weiter im Dienst bleiben. Opfer/Überlebende sexueller Gewalt aus aller Welt fordern, dass dies ein Ende hat.
 
Folgende Aktionen sind in der kommenden Woche unter anderem geplant:
 
Pilgerwanderung nach Rom (21. - 26. September): Zehn Betroffene und Aktivisten wandern von Montefiascone aus entlang des Franziskusweges nach Rom (ca. 120 Kilometer). Dabei tragen sie ein acht Fuß hohes Holzkreuz mit einer Null-Toleranz-Botschaft mit sich und verteilen Flugblätter, in denen die Anwohner entlang des Weges aufgefordert werden, den Missbrauch durch Geistliche den örtlichen Behörden zu melden und für unsere Botschaft und die geplanten Aktivitäten in Rom zu werben. Sie werden die Städte Viterbo,
Caprarola, Sutri, Campagnano di Roma und Isola Farnese passieren.
 
Abschluss der Pilgerreise auf dem Petersplatz ( 27. September, 12.00 Uhr): Die Marschierer, die von Montefiascone nach Rom wanderten, treffen auf dem Petersplatz auf weitere Betroffene aus der ganzen Welt.
 
Der „Hängemattenbischof“ in Rom vor der Engelsburg (29. September bis 1. Oktober, 10 bis 19 Uhr): Betroffene und Aktivisten diskutieren mit Passanten und Besuchern. Die Installation unter dem Titel: „Die unermüdliche Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch“ wurde in der Vergangenheit verschiedentlich bei Aktionen in Deutschland gezeigt, um eine unabhängige Aufarbeitung zu fordern. Nun unterstützt sie vor den Toren des Vatikans die Forderung nach einem umfassenden Zugang zu Akten und Archiven von Bistümern und Ordensgemeinschaften weltweit: Öffnet die Akten!  Die Figur wurde von dem Düsseldorfer Künstler Jacques Tilly geschaffen und 2019 von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) erworben. Seither wird sie eingesetzt, um auf die Anliegen der Betroffenen des Missbrauchsskandals aufmerksam zu machen. Ein Team der gbs fährt die Figur ab Mittwoch über die Alpen. 
 
Marsch und Mahnwache in den Gärten von Castel Sant'Angelo, am Ende der Via della Conciliazione (16:00-20:00 Uhr, 30. September): Höhepunkt der Aktionen von Betroffenen wird ein Marsch und eine Mahnwache für die Opfer/Überlebenden von sexuellem Missbrauch durch Kleriker sein, die von einer eindrucksvollen fotojournalistischen Präsentation mit dem Titel "Shame" (Schande) begleitet wird. Dabei werden Portraits von Betroffenen aus der ganzen Welt gezeigt, um die schmerzliche Realität von sexualisierter Gewalt und geistlichem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen zu bezeugen. Die Mahnwache beginnt offiziell um 18.00 Uhr und umfasst Beiträge von Betroffenen sexueller Gewalt in der Kirche, Aktivisten und Anti-Missbrauchsorganisationen. Der Spot mit dem Titel „Weinende Maria/Crying Mary“ wird die Forderung an die Bischöfe und den Papst nach einer angemessenen Entschädigung für die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs eindrücklich formulieren.
 
Indem wir uns im Herzen Roms versammeln, unsere Stimmen bündeln und gemeinsam mit Betroffenen aus allen Teilen der Welt Veränderungen fordern, können wir sicherstellen, dass Opfer/Überlebende die Unterstützung und Gerechtigkeit erhalten, die sie verdienen. Davon sind wir überzeugt und dafür setzen wir uns ein.
 
Matthias Katsch
Geschäftsführer und Sprecher Eckiger Tisch